Grüne Welle für die Dachbegrünung

Wie wir die Kurve zum umweltbewussten Bauen bekommen, zeigt uns ausgerechnet ein Gebäudekomplex namens „Curve“.

Nachhaltigkeitszertifizierung „Exzellent“

Bildquelle: Dow Deutschland Anlagengesellschaft mbH

Der ehemalige Firmensitz des Solarherstellers Solon in Berlin Adlershof vereint – ohne zu übertreiben – quasi alle Anforderungen ans heutige Bauen. Einen effizienten Umgang mit Ressourcen bei gleichzeitig maximaler Lebensqualität. Die Energiebilanz ist beeindruckend: Curve verbraucht nur ca. 15 % der Energie eines vergleichbaren Gebäudes oder andersherum, es spart demgegenüber eindrucksvolle 85 %. Das macht das Gebäude nicht nur fürs Baujahr 2009 zum Musterbeispiel. Erst im letzten Jahr wurde es nach dem aktuellen Standard für Nachhaltigkeitszertifizierungen „BREEAM DE“ mit dem Prädikat „Exzellent“ ausgezeichnet. Das ist bis dato das beste Ergebnis unter den nach BREEAM-Standard untersuchten Gebäuden in Berlin.

Gründach zum Sonne tanken und Energie produzieren

Die Idee des Solarherstellers und Vorgabe an die Planer: Produktion und Verwaltung sollten unter einem gemeinsamen Dach vereint werden. Damit das Dach für die Mitarbeiter nutzbar wird, fiel die Wahl auf ein Gründach. Die wellenförmige begrünte Dachkonstruktion wird von den roten Treppenhaustürmen durchstoßen. Die Mitarbeiter können ihre Mittagspause auf der Dachterrasse verbringen. Liegestühle stehen bereit, eine Liegewiese lädt zum Relaxen ein und ein „Sandstrand“ mit Wasserbecken befindet sich ebenfalls auf dem Dach.

Das Dach besteht aus einer 40 cm dicken Decke wasserundurchlässigen Betons, auf die eine 16 cm dicke Umkehrdämmung aus Extruderschaumstoff (XPS)  verlegt wurde. Für den Aufbau zur Begrünung des Umkehrdaches muss der gesamte Systemaufbau nach oben hin diffusionsoffen sein. In der Dachkonstruktion anfallendes Wasserkondensat kann so als Wasserdampf ausdiffundieren. Über die Dämmung wird dazu ein wasserabweisendes aber dampfdurchlässiges Trennvlies verlegt. Als Kernelement im Begrünungsaufbau folgen flächig verlegte Dränelemente deren nach oben verlegt Noppen eine bestmögliche Verzahnung mit dem darüber aufgebrachten Substrat ermöglichen. Über Öffnungen in den Elementen wird überschüssiges Wasser zu den Dachabläufen abgeleitet. Bevor allerdings diese wichtige Dränageschicht verlegt werden konnte, waren Maßnahmen zur Schubsicherung erforderlich, um das Gründach in der Schräge abzusichern.

„Die Grünfläche des Daches hält etwa siebzig Prozent des Niederschlagswassers zurück und dient zudem der Gebäudekühlung. Überschusswasser wird in einem Zisternensystem gesammelt und für die erwähnte Tröpfchenbewässerung des Gründachs verwendet.“
Roland Appl, Technischer Leiter ZinCo GmbH
Projektbericht unter www.zinco.de

Das Dach bietet allerdings nicht nur grüne Freifläche zum Energie und Sonne tanken. Die Dachbegrünung wird von einer umlaufenden, Photovoltaikanlage umrandet. Zusammen mit einer weiteren PV-Anlage auf einem anderen Dachsegment – insgesamt etwa 1.000 Module – können so rund 15 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden.

Obwohl das Dach dem Haus fast die Show stiehlt, das Haus darunter hat es in sich.

Auf einer Grundfläche von 3.000 m² verteilt sich eine Gesamtfläche von rund 28.000 m² auf vier Etagen. Die Grundrisse ermöglichen eine problemlose und flexible Raumgestaltung, an allen wichtigen Punkten wurde auch der barrierefreie Zugang ermöglicht.

Die Gebäudehülle ist bauphysikalisch exzellent ausgeklügelt. Die energetisch optimierte Fassade aus Glas, Tannenholz und Stahl erfüllt durch die Dreifachisolierverglasung, Tageslicht-Lenkfunktion und außen liegenden Verschattungselementen hohe Energie- und Umweltstandards. Das Gründach ist, wie bereits erwähnt,  als Umkehrdach aufgebaut. Die tragfähige und wasserunempfindliche Dämmung aus XPS liegt außen auf der Betondecke auf. Gründachaufbau und Dämmungen sorgen für Wärmeschutz, sowohl im Winter vor Kälte als auch im Sommer vor Hitze.

Die Gebäudetechnik ist auf hohe Energieeffizienz ausgerichtet, modernste Technik kommt zum Einsatz – vom Blockheizkraftwerk über temperaturregulierende Wärmetauscher in den Betondecken, der gebäudeintegrierten Photovoltaikanlage bis hin zu zahlreichen E-Ladestationen im Gebäude.

In Summe tragen unzählige Details und Einzelmaßnahmen dazu bei, dass das Energiekonzept aufgeht. Und dazu zählt nicht nur Hightech. Gelüftet werden kann zum Beispiel auch ganz normal über Fenster. Bepflanzte Innenhöfe ermöglichen eine natürliche Tageslicht-Beleuchtung. Die Innenhof-Bepflanzung verhindert zudem eine zu starke Aufheizung der Innenräume im Sommer. Und auch das Regenwasser wird gesammelt und zur Verwendung in das Freiraumkonzept des Gebäudes eingebunden. Der effiziente Umgang mit Ressourcen einerseits und andererseits die hohe Lebensqualität im Gebäude bewirken, dass „grüne Immobilien“ wertvoller sind denn je.

Mehr zum Nachhaltigkeitsstandard: https://difni.de/breeam/breeam-de/
mehr zum Gründach: www.zinco.de/arbeiten-und-entspannen-auf-schr%C3%A4gdach
Mehr zum Gebäude: http://curve-berlin.com/

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