Wenn man von Moden sprechen will, ist gerade – was das Bauen angeht – ein möglichst niedriger Energiebedarf für Heizen und Bewohnen des Hauses modern. Effiziente Technik und gut gedämmte Außenbauteile, vom Keller bis zum Dach, sorgen dafür.
Eine Energie, über die nicht gesprochen wird, ist die graue Energie. Das ist die Energie, die verwendet wird, um ein Gebäude zu bauen, es instand zu halten und es evtl. wieder abzureissen. Diese gehört auch in die Ökobilanz. Der oft erhebliche graue Energieverbrauch entsteht, ohne dass er für uns direkt erkennbar ist. Das fängt bei der Gewinnung von Rohstoffen und der Herstellung von Materialien an, geht über die Produktion, Verarbeitung und Lagerung von Bauteilen, schließt die Energie zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle mit ein bis hin zum Einbau von Bauteilen im Haus selbst. Ebenfalls zählen auch der erforderliche Unterhalt, Instandsetzungen, Reparaturen und die spätere Entsorgung dazu. Mit der grauen Energie hängen auch die schädlichen grauen CO2-Emissionen zusammen.
Bei Energiesparhäusern fällt’s mehr ins Gewicht
Bereits für den Hausbau werden große Mengen an Energie beansprucht. Bei massiven Häusern beispielsweise besonders für den Zement. Bei herkömmlichen Gebäuden überwiegt allerdings der Energieverbrauch während der gesamten, jahrzehntelangen Nutzung den Herstellungsaufwand um ein Vielfaches.
Je weniger Energie unsere modernen und sparsamen Häuser verbrauchen, desto mehr fällt die graue Energie ins Gewicht. Die kann bei einem Passivhaus bereits einen wesentlichen Teil des gesamten Energieaufwands über die Lebensdauer hinweg ausmachen. Der Verlust von teurer Heizwärme wird durch eine immer besser gedämmte Gebäudehülle verhindert. Besonders der erhöhte Einsatz von Dämmmaterialien soll allerdings mehr Energie für die Herstellung und Verarbeitung benötigen, als sie später einspare.
Zählt denn nur die Dämmung?
Wer hat’s erfunden? „Graue Energie“ ist tatsächlich ein Begriff aus der Schweiz. Er wurde ins Deutsche übernommen. Unser Nachbarland ist uns in puncto umweltbewusst und nachhaltig Bauen nicht nur einen Schritt voraus. Sie haben schon längst erkannt: Durch die Verwendung heimischer Materialien und durch ressourcenschonendes Bauen lässt sich die im Gebäude verbaute graue Energie minimieren.
Eine Studie der Stadt Zürich brachte schon vor zehn Jahren das Ergebnis: „Die Dämmung belastet die Ökobilanz auch bei Passivhäusern mit einem Anteil von weniger als 10 %. Werden erneuerbare Materialien oder Recyclingstoffe eingesetzt, sinkt der Anteil auf bis zu 3 %. Die Dämmstärke kann also so groß wie möglich gewählt werden. Das ökologische Optimum liegt weit über den derzeit üblichen Werten.“ Weitere Infos zur Studie findet man unter: www.stadt-zuerich.ch
Wenn, dann muss alles betrachtet werden
Die Österreicher haben im letzen Jahr untersucht, wie hoch das realisierbare Einsparpotential an grauer Energie und CO2 ist, wenn alle Gebäude in Österreich mittels umfassender Lebenszyklusbewertungen auf Plusenergiehausstandard saniert würden.
Das damit beauftragte Institut für Materialprüfung und Baustofftechnik der TU Graz erstellte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Nachhaltige Technologien (AEE INTEC) im Ergebnis einen konkreten Leitfaden für Baukonstruktionen. Hier werden z.B. Sanierungsvarianten für ein Flachdach mit verschiedenen Dämmstoffen aufgeführt. Dabei wurde jeweils das ganze Dach mit allen erforderlichen Aufbauten berücksichtigt. Die Materialien, die bereits vorhanden sind und die, die bei einer Sanierung neu dazu kommen. Beim Umkehrdach fallen hier die geringen Materialschichten positiv ins Gewicht. Bei anderen Bauteilen gibt es nur wenige Dämmstoffe, die geeignet sind. Etwa feste, druckbeständige und feuchtebeständige Dämmplatten, für eine nachträgliche Dämmung des Kellerbodens von oben. Den kompletten Leitfaden kann man online einsehen: www.hausderzukunft.at
In Deutschland belegte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erst kürzlich: Energieeinsparung durch Dämmung lohnt sich. Der BBSR-Experte Claus Asam verweist darauf, die Frage der Dämmung auch im Verhältnis zum gesamten Bauaufwand zu betrachten. „Ordnet man etwa den Primärenergieaufwand für Baustoffe (2004 insgesamt 337.000 Gigawattstunden) den jeweiligen Materialgruppen zu, so entfallen auf Dämmstoffe nur 2,9 %.“ Der aktuelle Beitrag dazu: www.enbausa.de
Das alles soll man als Bauherr berücksichtigen?
Als Hauseigentümer kann man die einzelnen Schritte, in denen graue Energie aufs Hauskonto fließt, unmöglich selbst nachvollziehen. Umwelt-Produktdeklarationen, kurz EPDs (engl. Environmental Product Declarations) helfen, sich über ein bestimmtes Material zu informieren. Die gelten als die wichtigste Informationsquelle über Bauprodukte für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden. Ein entsprechendes Deklarationsprogramm wird in Deutschland vom Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU), einer Initiative von Baustoffherstellern, organisiert. Kern einer EPD ist die Ökobilanz. Sie enthält Angaben zu den Stoff- und Energieströmen, sowie den wesentlichen Umweltwirkungen eines Produktes. Noch in diesem Monat wird ein neues Papier der Deutschen Umwelthilfe (DUH) herauskommen, dass sich ebenfalls mit der Ökobilanz von Dämmstoffen auseinander setzt.
So bekommt man auch die graue Energie in den Griff
Die Ökobilanz eines Hauses kann man allerdings nicht anhand der alleinigen Betrachtung der Dämmstoffe ausmachen. Passivhäuser können heutzutage bereits ohne den erhöhten Einsatz grauer Energie gebaut werden. Das Mehr an Dämmung kann problemlos an anderen Stellen ausgeglichen werden. Zu viel Energie wird für Dämmstoffe in der Regel lediglich verwendet, wenn die Dämmung nur für wenige Jahre genutzt wird oder wenn sie viel zu dick ausgeführt wird, als es wirtschaftlich sinnvoll wäre.
Grundsätzlich bieten kompakt gebaute Wohnhäuser doppelt günstige Voraussetzungen: Sie brauchen weniger Heizwärme und sie können mit äußerst effizientem Materialaufwand hergestellt werden. Langlebige Konstruktionen, Oberflächenmaterialien und einfache Installationsprinzipien tragen ebenfalls zur günstigen Ökobilanz eines Hauses bei. Komplizierte Fassaden und Dachaufbauten hingegen erzeugen ein Mehr an grauer Energie.
Auch an die spätere Entsorgung sollte man, wenn möglich denken: Die Wahl von Bauprodukten mit hohem Recyclinganteil oder möglicher Energiegewinnung durch Verbrennung punkten im Nachhinein. Auch künstlich hergestellte Dämmstoffe wie extrudiertes Polystyrol (XPS) können bis zu 90 Prozent so energiebringend weiterverwertet werden.
Für mich stehen die Baumaterialien im Vordergrund. Die Kinder leiden unter Allergie. Außerdem gilt Holz zu allen Zeiten günstig und warm. Für die Tipps zur Energieeffizienz danke!
Schaumdämmstoffe zum Bsp. sind anti-allergen. Man muss aufpassen, dass auch bei Naturdämmstoffen Insektizide und Branschutzmittel beigefügt werden müssen, damit sie im Wohnungsbau eine Zulassung haben. Informieren sie sich besser mal bei einer Beratungsstelle. Mit den Begriffspaaren ’natürlich‘ und ‚künstlich‘ ist man schneller mit gesundheitlichen Annahmen in die Irre geführt, als einem lieb ist. Danke für die nette Rückmeldung. Lesen Sie auch unsere Facebookseite: https://www.facebook.com/umweltbewusstbauen/
Liebe Grüße
das Team von Umweltbewusst bauen
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