Rechnet sich Dämmung?

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In den letzten Jahren gab es in Deutschland die Diskussion, ob und wann sich eine Wärmedämmung angesichts der dafür notwendigen Investitionen überhaupt lohnt. Gelegentlich war die Rede von einem Zeitraum von 20 bis 40 Jahren, bis sich eine Wärmedämmung amortisiert habe. Mit einer Studie zur Wirtschaftlichkeit hat das Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) in München nachprüfbare Fakten vorgelegt, um die Diskussion zu versachlichen.

Es kommt immer darauf an – Entscheidend sind Bauweise und Lebensdauer

Nach Angaben des FIW wurden die für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung verwendeten Rahmenbedingungen – etwa die Dauer der Finanzierung der Wärmedämmung – bisher oft so unterschiedlich gewählt, dass eine eindeutige Aussage zur Amortisation gar nicht möglich war. Das Forschungsinstitut hat deshalb in der Studie Extremwerte herausgefiltert und aus den Daten plausible und nachvollziehbare Ergebnisse ermittelt.

Das Resultat der Wissenschaftler:
Die Wärmedämmung eines vor 1977 erbauten Hauses rechnet sich nach etwa vier bis zehn Jahren, die Dämmung einer Kellerdecke nach sechs bis acht Jahren, eine Steildachdämmung nach sechs bis 16 Jahren, die Dämmung einer nicht begehbaren obersten Geschossdecke amortisiert sich sogar schon nach zwei bis fünf Jahren und eine Flachdachdämmung nach fünf bis 13 Jahren.

Dabei spielt das Dämmmaterial an sich erstmal eine untergeordnete Rolle: Ob geschäumte Dämmstoffe, solche aus künstlichen mineralischen Fasern oder auf der Basis von Holz – die Amortisationszeit bleibt, wegen des maßgeblichen Einflusses der Nutzungszeit, bei allen Material vergleichbar.
Die Bauweise hingegen macht bei der Amortisation einen erheblichen Unterschied. Ein Flachdach welches als Umkehrdach ausgeführt wird, verdoppelt die Lebensdauer des Daches auf ca. 40 Jahre. Diese enorme Ersparnis an Instandhaltungs- und Sanierungskosten ist in der vom FIW genannten Amortisationszeit noch gar nicht eingerechnet.
Bei einer ganzheitlichen Betrachtung von Amortisationszeiten spielt außerdem eine Rolle, ob Dach oder Fassade ohnehin erneuert werden sollten. Die Gerüstkosten fallen in dem Fall nur einmal an und die Amortisationszeiten werden entsprechend verkürzt.

Das eingesetzte Material macht den Unterschied – nicht alles geht überall

Besonders effektiv sind Dach und Kellerdämmungen. Hier geht die meiste Wärme verloren, man spricht von fast jedem zweiten Euro an Heizenergie, der in diesen Bereichen quasi in die Luft gepustet wird. Bei einem Neubau sollten daher von vorn herein Wert auf eine gute Dämmung von Bodenplatte und Kelleraußenwänden gelegt werden. Wichtig ist geraden in diesen Bereichen, die geeigneten Dämmstoffe auszuwählen. Denn längst nicht jedes Dämmmaterial ist für jeden Zweck geeignet und zugelassen.

Das Steildach zum Beispiel kann mit Mineralwolle gedämmt werden, wenn eine durch die Dachhaut geschützte Zwischensparrendämmung favorisiert wird. Für eine wärmebrückenoptimierte Aufsparrendämmung eignet sich hingegen Hartschaum.
Bei einem Flachdach wiederum setzt sich immer mehr das Umkehrdach durch, da es die Lebensdauer des Daches verlängert und auch sonst eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Im Gegensatz zur althergebrachten Bauweise liegt beim Umkehrdachaufbau die Dämmung auf der Dachhaut und nicht darunter. Das Dämmmaterial muss daher fortwährend den hohen Anforderungen an Druckfestigkeit und Feuchteunempfindlichkeit gerecht werden. So darf in diesem Bereich nur genormtes und zugelassenes Material verwendet werden, wie Glasschaum oder Extruderschaum (XPS).

Spielraum hingegen bietet die Fassade. Da ist von Styropor als preiswertester Variante bis hin zu Naturdämmstoffen nahezu alles möglich.
Eine Fassadendämmung mit  Wärmedämmverbundsystem (WDVS) eignet sich besonders zur Dämmung von Putzfassaden. Die Fassadendämmung mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) ermöglicht hohe Dämmstärken, ist sehr langlebig und nahezu wartungsfrei. Bei zweischaligem Wandaufbau kann der vorhandene Luftzwischenraum für die nachträgliche Dämmung in Form einer Kerndämmung (z.B. mit Glaswolle oder XPS)  genutzt werden.

Als Naturdämmstoffe für Wärmedämmverbundsysteme werden vor allem Holzspan- und Holzweichfaserdämmplatten genutzt. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung in Form einer Ökobilanz von Naturdämmstoffen können sich lange Transportwege oder wesentlich kürzere Lebensdauern allerdings negativ auf die ökologische Gesamtbewertung auswirken. Ein herkömmlicher Dämmstoff wie z.B. Hartschaum holt insofern durch seine lange Lebensdauer, die mittlerweile gegebene Recyclingfähigkeit und die damit verbundene hohe CO2-Ersparnis einiges an Nachteilen gegenüber Naturdämmstoffen wieder rein.

Zusammenspiel von Wärmedämmung und Heizung

Eine moderne Wärmedämmung kann die Wärmeverluste eines Hauses maßgeblich reduzieren. „Der Effekt ist allerdings noch größer, wenn die Heizung auf die effektive Wärmedämmung eingestellt wird“, betont Norbert Buddendick, Experte für Normung und Qualität von Dämmstoffen. In einem Neubau sollte daher die oberste Maxime die Energieeffizienz sein und damit die Reihenfolge gelten: Erst die Dämmung planen, dann die Heizung. Konkret empfiehlt es sich folglich, die in einem ersten Planungsschritt großzügig geplante Dämmung mit einer darauf abgestimmten, effizienten Heizung zu verbinden.
Vorteil dieser Vorgehensweise: Eine moderne Dämmung könne den Bedarf an Heizkapazität teilweise erheblich reduzieren und die Anlage könne damit deutlich kleiner ausfallen. Denn während eine Anlage wartungsintensiv ist und somit laufende Kosten verursacht, fallen diese bei einer Dämmung nicht mehr an, sobald sie einmal verbaut wurde.

Amortisationszeit wird durch staatliche Förderung zusätzlich verkürzt

Geht es in einem weiteren Schritt um die Berechnung der Gesamtkosten, sollte vor allem mit Blick auf die Amortisationszeit die staatliche Förderung mit eingerechnet werden. Denn der Staat stellt eine Reihe finanzieller Fördermöglichkeiten bereit: Zuschüsse, Förderkredite oder steuerliche Förderung schmälern den Eigenanteil der Investition und geben mehr Spielraum für Investitionen in höherwertigere und damit auch effizientere Maßnahmen.

Die KfW (zukünftig das BAFA) unterstützen private Hauseigentümer bei Dämmmaßnahmen mit einem 20-prozentigen Zuschuss und bis zu 10.000 Euro bei Einzelmaßnahmen. Unter Berücksichtigung der bis zum 3. Quartal 2020 beantragten Förderungen, sind das im Schnitt über 5.800 Euro, die der Staat zur Dachdämmung beisteuert, bei einer Fassadendämmung im Schnitt knapp 4.000 Euro.

Alternativ und auch für vermietete Wohngebäude können Dämmmaßnahmen über einen staatlich vergünstigten Förderkredit finanziert werden. Das Interessante daran: Die KfW-Förderbank rechnet dabei einen Tilgungszuschuss als Teilschuldenerlass an. Nach aktuellen Zahlen finanziert die KfW Dachdämmungen mit durchschnittlich ca. 37.000 Euro zu derzeit 0,75%. Davon werden ca. 7.400 Euro als Tilgungszuschuss angerechnet. Für den restlichen Kreditbetrag von 29.600 Euro fallen bei einer beispielhaft angenommenen Laufzeit von 10 Jahren Zinsen von gerade mal 1.100 Euro an.

Mehr erfahren: https://daemmen-lohnt-sich.de/kosten-und-foerderung/sanierungskosten/wirtschaftlichkeit-von-waermedaemmung

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