Faktencheck zu GEG, Energiewende und Wärmewende

Umweltbewusst Bauen - die Neuerungen für 2016 im ÜberblickUnseren Faktencheck zur aktuellen Diskussion rund ums Gebäudeenergiegesetz und der Energie- und Wärmewende.  Was steht heute im GEG?  Woran wird die Energieeffizienz eines Gebäudes festgemacht? Wieso soll der bisherige Grundsatz – Efficiency First nicht mehr greifen? Und warum geht es nicht nur um die Gebäude an sich?

Das GEG heute

Das Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, gilt bundesweit. Wer neu baut oder saniert muss das GEG berücksichtigen. Allerdings sind weitere gesetzliche Vorgaben – etwa der jeweiligen Landesbauordnung – zu beachten. Diese unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.
Im GEG wird die energetische Qualität eines Gebäudes festgemacht; dies geschieht anhand des Primärenergiebedarfs, der Energieverluste, die über die Gebäudehülle verloren gehen und berücksichtigt die Energie, die durch erneuerbare Energien fürs Haus nutzbar gemacht werden.
Somit spielen nicht nur die Wärmedämmung, sondern auch die Heizung und auch z.B. PV-Strom jetzt eine wichtige Rolle. Auf das Unterschreiten der GEG-Anforderungen baut momentan auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) auf. Die Effizienzhausstandards wurden in 2021 um die höher geförderten Erneuerbare Energien-Klassen und die Nachhaltigkeitsklasse ergänzt.

Das steckt hinter dem Energiebedarf

Auf Grundlage von Berechnungen kann die benötigte Energie eines Gebäudes ermittelt werden, folglich der Energiebedarf, der hauptsächlich zum Heizen und für warmes Wasser im Haus benötigt wird. Dazu werden sowohl die energetische Qualität der Gebäudehülle (Bodenplatte, Außenwände und Dach) als auch die Heiztechnik berücksichtigt.
Der tatsächliche Energieverbrauch hängt von weiteren Faktoren ab. Etwa von der effektiven Einstellung der eingebauten Technikkomponenten, vom Nutzerverhalten der Bewohner vor allem beim Heizen und Lüften und von den realen Temperaturbedingungen – speziell in der Heizperiode jeden Jahres.
Energiebedarf und vor allem der Energieverbrauch mit den daraus resultierenden Energiekosten sind sowohl für Hauseigentümer als auch für Mieter greifbare Größen, die mit Maßnahmen „direkt“ beeinflussbar scheinen.
Die verursachten bzw. eingesparten CO2-Emissionen sind für den Einzelnen hingegen weder messbar noch ablesbar.

Mit Verbesserungen an der Gebäudehülle sinkt der erforderliche Energiebedarf, es wird weniger Energie zum Heizen benötigt. Hier greift das Prinzip – Efficiency First. Es muss von vorn herein weniger Energie produziert, bereitgestellt und vom Hauseigentümer oder Mieter bezogen und bezahlt werden – Stichwort steigende Energiekosten.
Werden keine Dämmmaßnahmen getroffen, bleibt der Energiebedarf des Gebäudes gleich. Hier soll die Wärmewende ins Spiel kommen. Wärmewende bezeichnet die Transformation der jetzigen Wärmeversorgung von Gebäuden (vor allem mit Gas, teilweise Öl) hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung – hier lautet das Stichwort Heizen mit erneuerbaren Energien.

Die Theorie: Wir Heizen quasi genauso, nur mit dann “klimaneutraler“ Energie. Dazu wiederum müssen die Heizungen entsprechend ausgetauscht und umgestellt werden. Unser Energieverbrauch bleibt gleich oder steigt sogar, die CO2-Emissionen sollen trotzdem sinken.

Die Praxis: Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) wurden in 2020 15,6 % der Wärme durch erneuerbare Energien gedeckt. Auch Erneuerbare Energien müssen erzeugt werden – gebäudenah oder über den Energieversoger bezogen und zum Verbraucher transportiert werden.

Unterschiedliche Gebäude erfordern unterschiedliche Lösungen

Der gewünschte Fokus auf Quartierslösungen und Wärmenetze nimmt vor allem dicht besiedelte Gebiete und Großstädte ins Visier. Im Mehrfamilienhaus können viele Wohnungen durch eine Heizung versorgt werden. Im Quartier könnten mehrere Straßenzüge oder Stadteile versorgt werden. Je nach Standort kann dazu Abwärme ins Spiel kommen, die in ortsansässigen Industriebetrieben sowieso anfällt und dort nicht weiter genutzt werden kann.
Je höher der Energiebedarf jedes einzelnen Hauses, desto größer muss die Infrastruktur fürs Wärmenetz ausfallen und desto mehr Energie muss bereitgestellt werden.
Kommunen und Hauseigentümer auf dem Land werden um die gebäudeeigene Heizung oder ein kleines Gebäudenetz mit wenigen Hausanschlüssen nicht herumkommen. Für sie ist die Reduzierung ihres Verbrauchs weiterhin ein wichtiger Faktor.

Hinzu kommt das Nutzer-Investor-Dilemma.

Mieter in sanierten Wohnungen sparen erhebliche Energiekosten und somit auch CO2-Emissionen. Die Aufwendungen für Sanierungsmaßnahmen obliegen dem Vermieter. Für den soll sich eine Investition in kurzer Zeit amortisieren, die Kosten kann er aber nur begrenzt auf seine Mieter umlegen. Momentan können Vermieter, die keine Investitionen tätigen, höhere Gewinne durch reguläre Mieterhöhungen erzielen, auch für unsanierten Wohnraum. Für Vermieter scheint der Heizungstausch irgendwann unvermeidbar – sei es gesetzlich gefordert aufgrund veralteter Anlagentechnik, sei es durch Heizungsausfall (letztlich aus dem gleichen Grund). Eine zeitnahe und nachhaltige Reduzierung des Energieverbrauchs hingegen zahlt zunächst auf das Konto der Mieter – und des Klimas – ein, rentiert sich für den Vermieter unter dem rein monetären Gesichtspunkt jedoch erst langfristig.

Keine Wärmewende ohne Effizienzsteigerung

Und was sagen DENA (die Deutsche Energie-Agentur) und Agro Energiewende dazu, die sich fast ausschließlich mit der Erarbeitung wissenschaftlich fundierter und politisch umsetzbarer Wege zum Erreichen der Klima- und Energieziele beschäftigen. Dafür interessierte sich auch der Deutschlandfunk, die dena positioniert sich wie folgt: „Die Wärmewende sei ohne Effizienzwende nicht erreichbar und dazu müsse die energetische Beschaffenheit bestehender Gebäude durch Dämmung und bessere Fenster erheblich verbessert werden. Sie empfiehlt einen Dreiklang aus gut gedämmten Gebäudehüllen, Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien und treibhausgasneutralen Brennstoffen.“

Agora Energiewende Alexandra Langenheld von Agora Energiewende findet in der Tat, das Gebäudeenergiegesetz müsse ambitionierter formuliert werden und resümiert: „Je besser die Dämmung der Gebäude ist, desto effizienter können wir die erneuerbaren Energien dann auch nutzen.“ Kommentare lesen

In seiner Studie zeigt Agora Energiewende was wirklich geht!

„Klimaneutralität ist in Deutschland auch schon 2045 möglich sei. Ob wir bereits 2045 klimaneutral sein werden, ist letztlich eine Frage unseres gemeinsamen politischen Willens und unserer Gestaltungskraft als Gesellschaft. Wesentliche Hebel für eine zusätzliche Beschleunigung sind ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren, ein zügigerer Wasserstoff-Hochlauf, eine beschleunigte Elektrifizierung im Verkehr, eine weitere Verstärkung der Gebäudesanierungen sowie größere Marktanteile von pflanzlichen anstelle von tierischen Eiweißprodukten in der Zeit nach 2030.“ Der in der Studie betrachtete Pfad ist realistisch. Das Klimaziel – ein klimaneutrales Deutschland in 2045 – wäre innerhalb der üblichen Investitions- und Lebenszyklen sowie unter Wahrung von Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz erreichbar.“

zur Studie: https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/klimaneutrales-deutschland-2045/

Ein Kommentar zu “Faktencheck zu GEG, Energiewende und Wärmewende

  1. Pingback: Die Bauminister und das Gebäudeenergiegesetz - Umweltbewusst Bauen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert