… das gilt auch beim Energieverbrauch neuer Eigenheime
Eigentlich sind wir schon ganz schön weit gekommen: Alle Gebäude die heute neu gebaut oder modernisiert werden, müssen einen bestimmten Mindestwärmeschutz erfüllen. Was einzuhalten ist, kann man ganz einfach in der EnEV (der Energiesparverordnung) nachlesen. Das war nicht immer so. Wärmedämmstoffe waren noch bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts unüblich, die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz bezogen sich zuerst allein auf die Dicke der Außenwand. Das hat sich erst geändert mit der DIN 4108 im Jahr 1952 – also vor heute 62 Jahren. Die erste Ölkrise, für uns negative Klima- und Umweltveränderungen und die steigenden Energiepreise, all das hat sein Übriges dazu beigetragen, dass umweltbewusst Bauen immer wichtiger wurde.
EnEV heute, 2016 und 2021
Mit der neuen EnEV 2014 werden die Ansprüche an neu gebaute Wohnhäuser in den kommenden Jahren weiter optimiert. Bereits in weniger als 16 Monaten, konkret ab dem 1. Januar 2016, wird der zulässige Wert für den Primärenergiebedarf um 25 Prozent herabgesetzt. Bei der Primärenergie werden allerdings alle Energieverluste berücksichtigt, auch die, die außerhalb des Hauses, die bereits bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung der Energie entstehen.
Ein neues Wohnhaus darf heute für Heizung und Warmwasser Energie von bis zu 70 kwh/m² verbrauchen. 2016 demnach nur noch knapp über 50 kwh/m². Gleichzeitig werden dann auch die Anforderungen an die Außenbauteile um ca. 20 Prozent verschärft. Sprich, es wird viel für die Umwelt getan – das Verhältnis des Verbrauchs zu Energieeinsparung wird immer günstiger.
Vom Niedrigenergiehaus zum Niedrigstenergiehaus
Schauen wir sechs Jahre weiter, auf das Jahr 2021. Dann sollen alle Neubauten europaweit dem Niedrigstenergie-Standard entsprechen. Von einem Niedrigenergiehaus hat jeder von uns schon einmal gehört. So werden in der Regel Häuser bezeichnet, die mindestens den Vorgaben der EnEV 2009 entsprechen. Die Anforderungen an Niedrigenergiehäuser mit RAL-Gütezeichen (der Gütegemeinschaft energieeffiziente Gebäude e.V.) sind höher. Etwa der Wärmeverlust durch die Gebäudehülle muss um satte 30 Prozent niedriger sein, als der nach EnEV zugelassene Höchstwert. Wissenswertes zu den Grundlagen und zur Planung von Niedrigenergiehäusern hat die Hessische Energiesparaktion zusammen mit dem Institut für Wohnen und Umwelt veröffentlicht.
Welche genauen Anforderungen ein Niedrigstenergiehaus erfüllen soll, das weiß abschließend noch keiner so richtig. Die Richtwerte sollen bis Ende 2018 bekanntgegeben werden. Doch die Richtung ist klar. Passivhäuser heizen mit maximal 15 kWh/m² und haben sich in der Praxis vielfach bewährt. Die Deutsche Energie Agentur (dena) definiert ein Niedrigstenergiehaus durch eine „sehr hohe Gesamtenergieeffizienz und einem sehr geringen Energiebedarf, der zum wesentlichen Teil durch erneuerbare Energien gedeckt werden soll“. Hier gilt es alltagstaugliche und wirtschaftliche Lösung dafür zu finden, dass erneuerbare Energien nicht nur ein Schlagwort bleiben, sondern alltagstauglich genutzt werden können. Zwischen Energieeinsparung und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Zwischen einer gut gedämmten Gebäudehülle und energiesparender Heizungs- und Lüftungstechnik. Nach den heutigen, deutschen Förderkriterien entspräche ein Niedrigstenergiehaus mindestens einem KfW-Effizienzhaus 55. Das liegt 45 Prozent unter den heutigen Anforderungen, die Energie für Heizung und Warmwasser bei unter 40 kWh/m2, was sehr wenig ist!
Beim Hausbau zählen die Bau- und die Energiekosten
Nur Standard bauen lohnt sich auf lange Sicht nicht mehr. Sowohl bei 16 Monaten als auch bei sechs Jahren kann man nicht mehr wirklich von Zukunftsmusik sprechen. Die Zukunft ist praktisch schon morgen! Der Rückschluss, prompt noch nach den momentan niedrigen Anforderungen zu bauen, wird schnell zum Trugschluss. Die eingesparten Baukosten kommen so nach und nach doppelt und dreifach in Form von Energiekosten oben drauf. Die Kosten für Strom und Heizung werden auch im neuen Haus Jahr für Jahr aufs Neue zu Buche schlagen. Und die werden unabwendbar steigen. Für zukünftige Bauherren lohnt sich der Blick auf die Kosten: Die Bau- und die Energiekosten.
Schauen wir uns die Kosten an einem Beispiel an: Das erste Niedrigenergiehaus in Massivbauweise wurde in Deutschland bereits 1987 gebaut. Der Wärmeschutz des Hauses ist auch heute noch etwas besser als es die aktuelle EnEV verlangt. Das Passivhausinstitut in Darmstadt hat errechnet was es kosten würde das gleiche Haus heute als Passivhaus zu bauen. Dazu müssten einige Bauteile anders ausgeführt werden. Das fängt bei der Bodenplatte mit 25 Zentimeter XPS Dämmplatten statt 15 Zentimeter Dämmung an, setzt sich über einen alternativen Wandaufbau mit mehr Dämmung und dreifachverlasen Fenstern bis zur obersten Geschossdecke mit 25 Zentimetern statt 10 Zentimetern Dämmung fort. Eine neue Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist ebenfalls erforderlich. Trotz gleicher Dachdämmung und alter Heizung entspräche das Haus damit einem Passivhaus.
Das Ergebnis auf der Kostenseite: Ca. 15.000 Euro zusätzliche Investitionskosten, etwa acht Prozent der durchschnittlichen Gesamt-Baukosten für ein solches Haus. Dafür verbraucht das Haus jährlich über zwei Drittel weniger Energie zum Heizen. Das Beispiel finden Sie unter diesem Link.