Auf der Bauherren-Wunschliste ganz oben: Das Flachdach

Für die Ausführung gibt es drei Varianten

Flachdächer sind modern und bringen gegenüber dem Steildach manche Vorteile.

Foto: Ronny Meyer
Flachdächer sind modern und bringen gegenüber dem Steildach manche Vorteile.

Gäbe es für Flachdächer einen Aktienkurs: Er würde steil nach oben zeigen. Im Wohnhausbau hat das Flachdach nämlich in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass sich ein ganz eigener, sehr klarer Baustil entwickeln konnte. So steht das Flachdach heute ohne Frage als Synonym für „modernes Bauen“.

Wie kam es zu dieser Entwicklung? Da ist zunächst der starke Einfluss der „Moderne“ – eine Architekturepoche, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand und mit der kubischen Formensprache des „Bauhausstil“ sicherlich jedermann bekannt ist.
Bildet das Steildach meist nur die Bedeckung des Hauses, so kann das moderne Flachdach um vieles mehr leisten: Die heute wieder topaktuelle Dachform ist die Antwort auf viele Bedürfnisse unserer Zeit – vom Ausgleich der Klimaveränderung über die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und Platzgewinn im städtischen Raum bis hin zum privaten Rückzugsbereich.
Weiterhin gibt es aber auch ganz praktische Gründe für diese Entwicklung: Da knapp 30 Prozent der Raumwärme über die Dachfläche verloren gehen, ist es sinnvoll, die Dachfläche soweit zu verkleinern, wie es nur geht. Optimal unter diesem Gesichtspunkt: Flachdach statt Steildach.

Die Klassiker: Warmdach oder Kaltdach

Nun gibt es insgesamt drei Varianten für die Ausführung. Da ist zunächst das „Warmdach“, bei dem die Dichtungsebene über der Dämmung liegt. Somit ist die gesamte Konstruktion trocken, da das Regenwasser oberhalb der Abdichtung abgeleitet wird.
Beim „Kaltdach“ ist dagegen das Besondere, dass über der Dämmung und unter der Dichtungsebene eine Hinterlüftung angeordnet ist. Die Hinterlüftung ist eine Art „Anschnallgurt“: Sollten doch mal kleine Undichtigkeiten auftreten, kann diese Feuchtigkeit aus der Dämmebene herausgelüftet werden.

Technisch unschlagbar: die Ausführung als Umkehrdach.

Damit kommen wir – aller guten Dinge sind drei – zum „Umkehrdach“: Dort liegt die Dichtung „umgekehrt“ unter der Dämmung, was zwei unschlagbare Vorteile bringt: Die Dachabdichtung wird einerseits in Bezug auf mechanische Beanspruchungen (etwa beim Begehen des Daches) entlastet und sie ist andererseits den sonst üblichen Temperaturschwankungen von Frost bis Hitze nicht mehr ausgesetzt. Auf diese Weise verlängert sich die Lebensdauer des Flachdaches erheblich, weil die empfindlichen Abdichtungsbahnen dauerhaft geschützt unter der Dämmung liegen.

Wolfgang Hubner, Sachverständiger für Bauwesen und Leiter des Instituts für Flachdachbau und Bauwerksabdichtung, nennt als weiteren großen Vorteil den unkomplizierten Konstruktionsaufbau: „Beim Umkehrdach muss der Architekt im Vorfeld keine aufwändigen bauphysikalischen Simulationen anstellen, denn die Feuchtigkeitsabdichtung ist gleichzeitig Diffusionssperre und Konvektionssperre am Untergrund. Einzig der notwendige Wärmeschutz ist zu errechnen, dazu dienen aber sehr einfache Formeln, die sogenannten Glaser-Berechnungsformeln.“

Die besondere Aufgabe, die beim Umkehrdach die Dämmung technisch leisten muss, ist, dass Feuchtigkeit, Nässe, hohe Temperaturschwankungen sowie mechanische Belastungen weggesteckt werden müssen. Für diesen Einsatzbereich haben sich wie bei der Bodenplattendämmung die wasserresistenten und druckstabilen Dämmplatten aus Extruderschaum (XPS) bewährt und durchgesetzt. Für die Abdichtung selbst nimmt man Dachbahnen auf Kunststoff-, Kautschuk- oder Bitumenbasis. Oder flüssige Abdichtungsmassen (Acryl, Epoxydharz) kombiniert mit Glasfasergewebe. Wichtig: Der obere Abschluss des Flachdaches muss den Unterbau aus Dämmung und Dichtung nicht nur vor Regen, sondern auch vor Windsog und vor der Sonne (UV-Strahlung) schützen. Eine Kiesschüttung oder eine Dachbegrünung kann das.

Flachdächer sind praktisch

Ein Flachdach punktet gleich mehrfach: Zum einen kann das Flachdach als Terrasse, bepflanztes Gründach oder kompletten Dachgarten genutzt werden, zum anderen ist der unter dem Flachdach liegende Wohnraum frei von platzraubenden Dachschrägen.

„Mit einem Flachdach lässt sich das obere Geschoss optimal zum Wohnen nutzen, da es keine Schrägen gibt wie beim Sattel- und Walmdach“, weiß auch Dietrich Kabisch, Berater beim Bauherren-Schutzbund in Berlin in einem Beitrag in der Welt.

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10 Kommentare zu “Auf der Bauherren-Wunschliste ganz oben: Das Flachdach

  1. Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. Mein Onkel ist im Baugewerbe tätig und neulich hatte ich ihn bezüglich der Flachdächer angesprochen. Tatsächlich konnte er mir bestätigen, dass immer mehr Kunden sich ein Flachdach wünschen, da es moderner ausschaut.

  2. Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Im bin gleich inspirert worden mich bei einer Dachdeckerei für das Dach meines Hause zu erkundigen. Ich finde es prima hier so tolle Tipps zu bekommen.

  3. Freunde von uns haben auch gerade davon erzählt, dass sie bei ihrem Hausneubau schwanken zwischen einem Flachdach und einem Giebeldach mit Gauben. Kann eine erfahrene Dachdeckerei eigentlich beide Dachformen übernehmen? Oder sind die Betriebe eher auf eine Form spezialisiert?

  4. Bein Bekannter baut gerade und möchte auch ein Flachdach. Die meisten Häuser haben ja eher ein Spitzdach, weil das Flachdach bestimmte Anforderungen erfüllen muss. Er hat sich auch schon mit einem Dachdecker unterhalten, so soll man beim Flachdach das vorhandene Volumen des Hauses besser für den Wohnraum nutzen können.

  5. Die Mutti wünscht sich die Dachbegrünung. Das Umkehrdach wäre wohl unser Fall. Aus dem Überblick begreife ich endlich, was zur Sanierung nötig ist. Danke!

    • Hallo Finn,
      dann gutes Gelingen! Schicken Sie uns doch ein Foto vom fertigen Dach – oder gar vom gesamten Prozess. Das würde uns sehr freuen.
      Einen schönen bienenreichen Sommer Ihnen und uns allen !

  6. Meine Schwester hat sich auch ein Haus mit einem Flachdach gebaut. Anfangs habe ich mich doch etwas darüber gewundert, mittlerweile bin ich echt begeistert. Mir war nicht bewusst, dass ein solches Flachdach so viele Vorteile bietet. Zum einen gibt es keine Schrägen, gleichzeitig kann das Dach auch anderweitig genutzt werden. Meine Schwester hat sich dort einen tollen Dachgarten angelegt.

  7. Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Flachdach. Mein Onkel möchte sein undichtes Flachdach sanieren lassen, da es nach einem Sturm beschädigt ist. Gut zu wissen, dass 30 Prozent der Raumwärme über das Dach entweicht.

  8. Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Bauwerksabdichter. Es ist gut zu wissen, dies auch die Lebzeit des Dachs massiv verlängern kann. Ich hoffe, das er einen passenden Anbieter finden wird.

    • Das freut uns. wenn sie die Dämmung auf der Dachabdichtung aufbringen – geht nur bei einem Flachdach – dann schützen Sie die sensible Dachhaut vor Alterung und können auch Leckagen besser finden. Das bringt ihnen ca. 20 Jahre mehr Lebensdauere der Dachhaut. Das macht sich finanziell und auch nachhaltig ziemlich bemerkbar. Wie wichtig die richtige Bauweise, neben der Wahl der Baustoffe ist, wird oft unterschätzt. Lassen Sie uns wissen, wie der Bauwerksabdichter ihres Onkels das sieht. Das interessiert uns. Beste Grüße

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