Unglaubliche Schäden, deren Bilder einen fassungslos machen. Und das mitten in Deutschland. Die Auswirkungen der letzten Unwetterschäden lassen sich auch Wochen danach noch nicht beziffern. Die nächsten Extremwetterereignisse werden leider nicht auf sich warten lassen. Mehr als 11.000 Starkregenereignisse in 18 Jahren gab es in Deutschland – das sind im Schnitt zwei Starkregenereignisse pro Landkreis und Jahr!
Können wir die Auswirkungen solcher Ereignisse zukünftig mindern? Umweltbewusstes Bauen – der Titel unseres Blogs – gewinnt an Bedeutung, mehr denn je. Sei es das eigene Haus, unsere Städte und Dörfer, die hohe Flächenversieglung durch Straßen oder neue Bebauungen in natürlichen Überflutungsgebieten. Die Natur hat immer weniger Platz, Regenwasser versickert nicht einmal mehr auf Ackerflächen. Wo soll man anfangen, wo hört man auf?
Die Hilfsprogramme laufen an
In den betroffenen Katastrophengebieten stellt sich mit dem Aufräumen vielfach die Existenzfrage, welche Gebäude wurden zerstört oder nachhaltig geschädigt und müssen abgerissen und komplett neu aufgebaut werden.
Informationen zu finanziellen Hilfen und Landesförderungen finden Betroffene der Hochwasserkatastrophe unter anderem auf folgenden Seiten:
- Rheinland-Pfalz: https://www.energieagentur.rlp.de/service-info/wiederaufbau-flutgebiete
- Nordrhein-Westfalen: https://www.land.nrw/de/soforthilfe
- Das BAFA hat die Fördervoraussetzungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Betroffene gelockert. Die Zuschüsse für Maßnahmen an der Gebäudehülle (Wärmedämmung, Fenster, Haustür) oder die neue Heizung können ausnahmsweise auch nach Beginn der Maßnahme beantragt werden.
Zukünftig MIT dem Extremwetterereignis planen
Selbst der Wideraufbau der Versorgung mit Wasser, Strom, Telefon, Internet sowie Straßen, Verkehrswege und Brücken wird Monate in Anspruch nehmen. Für die Bürgermeisterin von Altenahr stellen sich daher nicht nur die Fragen zu Soforthilfen, verkürzten Genehmigungsverfahren oder erleichterten Vorschriften für den schnellen Wiederaufbau, sondern auch: Wie werden flussnahe Orte wie im Ahrtal zukünftig geschützt? Sollten und können die betroffenen Gebiete zu Modellregionen gemacht werden – unter anderem für Klimaschutz, Innovation, Digitalisierung und moderne Verkehrskonzepte?
„Wir müssen jetzt akut helfen, parallel mit der Aufarbeitung beginnen und die richtigen Schlüsse ziehen“, beschreibt NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die Herausforderung für die Kommunen. „Der Klimawandel ist vor unserer Haustür angekommen. Daher müssen wir vorsorgen und die Widerstandsfähigkeit von Umwelt, Natur und Mensch stärken“ so Heinen-Esser.
Es müssen Risiken lokal bewertet werden, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel geplant und umgesetzt werden. Starkregen-Hinweiskarten helfen Einwohnern und unterstützen Kommunen dabei, ihre eigene Situation besser einzuschätzen. Auch wenn Orte bisher noch nicht von Schäden durch Starkregen betroffen waren, kann auf Grund der Versiegelung und den überflutungsgefährdeten Flächen eine Gefährdung vorliegen.
Starkregen-Hinweiskarte für Hessen – ähnliches gibt es auch in den anderen Bundesländern
Die Kommunalagentur NRW erstellte einen Praxisleitfaden „Hochwasser- und Überflutungsschutz“ , bietet Gewässer-Beratung für Kommunen und hat das „Netzwerk Hochwasser uns Überflutungsschutz“ in Leben gerufen.
Was können einzelne Hauseigentümer tun um sich besser zu schützen?
Die diesjährige Katastrophe fordert sofortige Hilfe und auch langfristiges Umdenken sowie Vorsorge. Starkregen mit Wassermengen von über 40 Liter je Quadratmeter können jederzeit und überall in Deutschland auftreten und bereits zu Schäden führen. Betroffen sind zumeist Keller und Erdgeschoß.
Hauseigentümer sollten auch selbst vorsorgen und mit veränderten baurechtlichen Schutzmaßnahmen für Haus und Grundstück rechnen. Das beginnt beispielsweise mit vermeintlichen Kleinigkeiten wie höheren Anforderungen bei der Einfassung von Kellerschächten. Vielerorts gilt es Grundstücksflächen zu entsiegeln oder befestigte Flächen an geeignete Niederschlagswasser-Rückhalteeinrichtungen wie Zisternen anzuschließen, um die örtliche Kanalisation im Fall von Starkregen zu entlasten.
Einsatz von Baustoffen, die mit Wasser klarkommen
Beim Haus kommt es je nach Bauart und verwendeter Baustoffe auf den Einzelfall an. Gerade für die anschließende Trocknung vor allem der Außenwandkonstruktionen besteht große Unsicherheit besonders in Bezug auf vorhandene Fassadenbekleidungen und Dämmung im erdberührten Teil und im Sockel. Hier gibt es zum Teil wasserresistente Baustoffe. So wird in den Bereichen Kelleraußenwand, Sockel sowie Bodenplatte, Extruderschaum (XPS) oder Glasschaum zur Wärmedämmung verwendet. Diese Materialien sind explizit für diesen von Feuchtigkeit und Druck stark belasteten Bereichen zugelassen. Die Dämmplatten bleiben dauerhaft und auch bei langanhaltendem Wasserkontakt wasserundurchlässig, ohne Beeinträchtigung der Dämmwirkung. Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen geht nur in nicht erdberührten Teilen, die von Grundwasser und lang anhaltender Feuchtebelastung nicht betroffen sind.
Mehr Grün am Haus, soviel Versiegelung ausgleichen wie möglich!
Als Bestandteil von Konzepten für die Überflutungs- und Hitzevorsorge ist die Gebäudebegrünung ein vergleichsweise einfaches und günstiges Instrument der Klimafolgenanpassung. Die Begrünung von Dächern ist eine wirksame Möglichkeit, durch Retentions- und Verdunstungsvorgänge eine Verzögerung und Reduktion des Regenwasserabflusses zu erreichen. Dies bedeutet eine Entlastung für die Kanalisation und durch eine zeitliche Abflussverzögerung größerer Niederschlagsmengen eine Vermeidung von Überschwemmungen. Vom Gründach profitieren nicht nur Kanalisation Klima und heimische Vögel und Insekten. Durch die Umkehrdachkonstruktion bei Gründächern wird auch die Lebensdauer des Daches verdoppelt, Investitionskosten und Modernisierungsaufwand rechnen sich so auch für den Eigentümer.
- „Mehr Grün am Haus“ – Initiative der Verbraucherzentrale
In Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wird das Umweltministerium zudem die intensive Informationsarbeit zur Klimawandel-Vorsorge fortsetzen und ausbauen. Die Initiative „Mehr Grün am Haus“ bietet umfangreiche Informationen, wie zum Beispiel eine Entsiegelung von Schottergärten sowie Dach- und Fassadenbegrünungen einen eigenen Beitrag für mehr Klima-Resilienz leisten können.
https://www.mehrgruenamhaus.de