Greenpeace Studie zu Erneuerbaren Energien in sanierten Altbauten

Warum auf Erneuerbare Energien umrüsten nur die halbe Miete ist

Image by Rosy from Pixabay

In einer Studie im Auftrag von Greenpeace zeigt das Wuppertal-Institut auf, wie Deutschland die Pariser Klimaziele im Gebäudebereich noch erreichen kann. Die Studie fasst konkret zusammen was passieren muss, damit unsere Gebäude in Deutschland bis 2035 ohne Öl und Gas beheizt werden können. Fazit: Der schnelle Umstieg auf Wärmepumpen und Wärmenetze für eine Treibhausgas-neutrale Gebäude-Wärmeversorgung kann nur in Verbindung mit einer zweiten wesentlichen Säule gelingen: Mit der drastischen Senkung des Heizenergiebedarfs durch die verstärkte Sanierung der Bestandsgebäude.

„Wärme, die ein Gebäude nicht verliert, muss nicht erzeugt werden. Eine drastische Senkung des Heizenergiebedarfs durch verstärkte Gebäudesanierung ist daher ebenso wichtig wie THG-neutrale Heizungssysteme.“

Der Neubau zeigt es bereits. In gut gedämmten Gebäuden können Wärmepumpen wirklich effizient heizen. Die Realität: Viele Bestandsgebäude in Deutschland wurden noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut. Die immer wertvollere Heizenergie geht hier über die Außenwände, das Dach oder den Keller verloren.

Effizienzvergleich von Gebäudestandards und Heizsystemen

Besonders deutlich wird das Ganze an einem Rechenbeispiel, welches IWU und Greenpeace aufmachen. Und zwar im Effizienzvergleich von Gebäudestandards und Heizsystemen anhand der Berechnung der erforderlichen Anzahl von Windkraftanlagen zur (jahresbilanziellen) Versorgung von rund 19.000 Wohneinheiten à 100 m² mit Heizstrom. Dabei zeigen sich gravierende Unterschiede im Energieverbrauch.

In einer ersten Betrachtung geht das IWU davon aus, das alle Häuser mit Wärmepumpen beheizt werden. Sind die Häuser in einem schlechten energetischen Zustand und nicht gedämmt, braucht es für die 19.000 Wohneinheiten 14 Windräder, um allein den Bedarf an Heizstrom für den Betrieb der Wärmepumpen zu decken. Sind die Häuser gut gedämmt, braucht man hingegen nur ein Windrad.

Effizienzvergleich von Gebäudestandards und Heizsystemen – Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 Ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude – Studie vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH im Auftrag von Greenpeace e.V.

Wer damit zum Schluss kommt: Die alten Häuser einfach so lassen und die Gasheizung in Zukunft mit Wasserstoff oder synthetisch hergestellten Brennstoffen betreiben. Auch das rechnen IWU und Greenpeace in der Studie nach und sprechen sich klar dagegen aus: „Um eine Kilowattstunde Wärme über einen Brennwertkessel mit synthetischem erneuerbarem Wasserstoff bereitzustellen, ist im Vergleich zu einer Wärmepumpe die Vier- bis Fünffache und für erneuerbares Methan sogar die sechsfache Strommenge erforderlich.“ Grund dafür: „Die Bereitstellung von grünem Wasserstoff und synthetischen Brennstoffen, z.B. Methan auf Basis von grünem Wasserstoff, ist mit einem sehr hohen Strombedarf, entsprechendem Flächenverbrauch und Umweltauswirkungen sowie mit – im Vergleich zu Erdgas – voraussichtlich deutlich höheren Energiekosten verbunden.“

Für die 19.000 Wohneinheiten heißt das: auch hier ist der Energieeffizienzstandard, also die Wärmedämmung der Gebäudehülle, genauso wichtig. „Ein Altbau, dessen Gasheizung mit synthetischem Methan aus erneuerbarem Strom befeuert wird, benötigt sogar 80-mal so viel Strom aus erneuerbaren Energien wie ein Passivhaus mit einer effizienten Wärmepumpe!“ In der Grafik wird diese Lösung als klares Schlusslicht mit über 80 benötigten Windrädern abgebildet.

Kostenfaktor Erneuerbare Energien

Die Windräder und die damit verbundenen Stromkosten im Rechenbeispiel betreffen dabei nicht nur den einzelnen Hauseigentümer: Denn folglich wäre auch ein vielfacher Ausbau der vorgelagerten Kapazitäten zur Stromerzeugung erforderlich, mit entsprechend höheren Kosten für alle Stromkunden und Steuerzahler, sowie der ebenfalls höhere Bedarf an Material und Flächen.

Allein auf den uferlosen Ausbau von Erneuerbaren Energien und die dafür erforderliche Infrastruktur zu setzen, ohne dabei die vorhandenen, bekannten und realistisch einzudämmenden Einsparpotenziale zu nutzen, widerspricht jeder nachhaltigen Entwicklung.

Der Hauseigentümer selbst kann durch Dämmmaßnahmen vor der Heizungsmodernisierung den Energiebedarf für eine moderner Heizung deutlich verringern. Die schrittweise Verbesserung der Gebäudehülle durch die Dämmung von Kellerwänden, Kellerdecke, Fassade, Schrägdach, Spitzboden oder Flachdach im Zuge sowieso anstehender Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, lässt den Energiebedarf schrumpfen. Die neue Wärmepumpenheizung kann das Haus so zukünftig effizient mit geringen Energie- und Betriebskosten beheizen, bereits die Anschaffungskosten für die Wärmepumpe fallen so geringer aus.

Gesezte, Vorgaben, Förderung – nachhaltig sanieren und das Klima schützen geht nur zusammen


Bauherren, Planer und Energieberater, Handwerk und Industrie – alle sind gefragt. Obwohl die Greenpeace-Studie konkrete Vorschläge für Deutschland aufzeigt, die Themen Klimaschutz und Wärmewende kennen keine Landesgrenzen. So haben beispielsweise die österreichischen Dämmspezialisten Austrotherm und Baumit in ihrer Initiative 14malbesser die Inhalte der Greenpeace-Studie online aufbereitet und das umfassende Textdokument mit klaren Zahlen unterlegt. Ergänzt um Informationen zum Energiesparcheck, zur Förderung und zu Dämmlösungen bis hin zur Umsetzung konnte aufgezeigt werden, wie CO2-Emissionen durch Wärmedämmung vom Keller bis zum Dach konkret verringert werden können.

Ob Deutschland, Österreich oder ganz Europa: Gelingen kann die Energiewende nur, wenn Effizienzforderungen durch die richtigen Förderangebote angeschoben und so die Sanierungsquoten deutlich erhöht werden. Wichtig dabei: Energieberatungsinstrumente wie den Energieausweis und den Sanierungsfahrplan als hilfreiche Werkzeuge zu integrieren und die Planung und Umsetzung mit Energieeffizienz-Experten, Handwerksbetrieben und Herstellern einfacher und wirtschaftlich anzugehen.

Zur Studie:
https://www.greenpeace.de/publikationen/heizen-oel-gas-2035
Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 Ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude – Studie vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH im Auftrag von Greenpeace e.V.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert