Wie viel mehr kostet ein neues Energiesparhaus wirklich? Fällt es nun in die Kategorie „Luxus pur“ oder „bewährter, neuer Standard“? Auf alle Fälle gehört es als Thema in unseren Blog umweltbewusst-bauen.de.
Energiesparhäuser sind längst Standard und landauf landab schwer im Trend, besonders energiesparende Neubauten. Das liegt nicht nur an den immer weiter steigenden, gesetzlichen Anforderungen. Schätzungsweise sind 30 Prozent bis zu 60 Prozent aller neu gebauten Eigenheime bereits besser als gefordert. Besonders beliebt bei Bauherren ist derzeit das KfW-Effizienzhaus 70. Das benötigt lediglich 70 Prozent der Energie des in der EnEV festgelegten Referenzgebäudes (das die Anforderungen geradeso erfüllt). Andersherum: Es spart 30 Prozent Energie – Tag für Tag.
Und das ist auch der eigentliche Sinn und Zweck eines Energiesparhauses:
Beim Wohnen so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Dafür braucht das Energiesparhaus zwei Dinge. Eine zeitgemäße Dämmung und modernste Heiztechnik unter Zuhilfenahme Erneuerbarer Energien. Neben dem KfW-Effizienzhaus 70 wird im Neubau zwischen den noch besseren KfW-Effizienzhaus 55 und 40 sowie Passivhäusern unterschieden. Geht es nach den Plänen von EU und Bundesregierung, sollen zukünftig bald nur noch so genannte Niedrigstenergiehäuser gebaut werden. Um genau zu sein ab 2021.
Doch wie viel mehr kostet es eigentlich, eines der Effizienzhäuser zu bauen? Höhere energetische Anforderungen führen zu Mehrkosten und somit zu höheren Herstellungskosten. Bekommt man die durch das Mehr an Energieeinsparung wieder rein?
Wie sieht es in der Praxis aus?
Auch für Bauträger und Bauunternehmen hat sich das KfW-Effizienzhaus 70 bereits als äußerst praktikable Lösung entpuppt. Denn der Standard kann problemlos mit geringfügigen Änderungen schon vorliegender Hauskonzepte umgesetzt werden. In der Regel kommen dafür neben einer Solaranlage im Heizungsbereich höherer Dämmstoffdicken für die Gebäudehülle zum Einsatz. Mitunter werden für die Außenwand auch andere Materialien verwendet.
Energietische Mehrkosten im Überblick
Das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) hat nun eine praktische Übersicht für Bauherren in der Hinterhand. Ein Flyer zeigt die Mehrkosten der verschiedenen Effizienzhäuser auf und gibt auch Informationen zur Energie- und CO2-Einsparung. Heute ein Haus zu bauen, das streng die Anforderungen der EnEV erfüllt, ist demnach für durchschnittlich 1.400 Euro je m² Wohnfläche machbar. Die Mehrkosten für ein KfW-Effizienzhaus 70 gegenüber dem EnEV-Neubau beziffert das IWU mit 65 Euro je m² Wohnfläche. Dafür spart es Energie, 19 kWh je m².
Auch ein KfW-Effizienzhaus 55 lässt sich mit der richtigen Dämmung, einer Gas-Brennwertheizung und Solar erreichen, wenn man Energie zusätzlich durch Wärmerückgewinnung im Haus nutzbar macht. Das lässt sich für durchschnittlich 1.500 Euro/m² realisieren, also 100 Euro mehr als Standard. Dafür spart das Haus fortwährend 30 kWh/m². Hier der Link zum IWU-Flyer www.iwu.de/fileadmin/user_upload/flyer/Mehrkosten_geg_EnEV_EFH_End.pdf. Der gibt übrigens auch Hauseigentümern Orientierungswerte zur Sanierung zum Effizienzhaus.
Wie kommt das IWU auf die Werte?
Die „Untersuchung zu ökonomischen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau“, wurde vom IWU „Institut für Wohnen und Umwelt“ im Rahmen von Zukunft Bau, einem Forschungsprogramm des BMVBS durchgeführt. Die hatte eigentlich den Zweck zu prüfen, wie sich die Verschärfung der EnEV von 2007 auf 2009 ausgewirkt hat. Und ob eine weitere Verschärfung sich auch rechnet. Ob sich der Bauherr das leisten kann und ob die Bauunternehmen es sowohl technisch als auch wirtschaftlich bauen können.
Das IWU setzte sich dran, die entstehenden Mehrkosten von Neubauten exemplarisch zu ermitteln. Zum einen lagen Werte aus der Vergangenheit vor, nämlich die der damaligen EnEV 2007 und der strengeren EnEV 2009. Für die zukünftigen Kosten wurden Werte für weitere Energieeffizienzstufen bis hin zum Niedrigstenergiehaus bzw. Passivhaus ermittelt. Dafür holten sich das IWU drei Architekturbüros ins Boot. Die wurden beauftragt, die Kosten für den Neubau einer Doppelhaushälfte und eines Mehrfamilienhauses unter Umsetzung verschiedener, vorgegebener Varianten des Wärmeschutzes und der Anlagentechnik auf Grund realisierter Projekte und Erfahrungen aus dem Alltagsgeschäft zu ermitteln. Durch Vergleich der verschiedenen Kosten konnte das IWU einheitliche Kostenansätze und die Wirtschaftlichkeit ableiten. Wer Zeit findet, kann sich die Studie zu Gemüte führen: http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ZB/Auftragsforschung/5EnergieKlimaBauen/2012/OekonomRahmenbed/Endbericht.pdf?__blob=publicationFile&v=2%C2%A0
Ein Energiesparhaus zu bauen hört sich komplizierter an, als es am Ende ist.
Ab 1. Januar 2016 werden die Anforderungen an neue Wohnhäuser weiter verschärft. Der zulässige Jahres-Primärenergiebedarf um durchschnittlich 25 Prozent und die Wärmedämmwerte der Gebäudehülle um ca. 20 Prozent. Die heute schon gebauten Effizienzhäuser 55 und 40 können auch diese Anforderungen erfüllen. Es ist nämlich gar nicht so schwer, wie es oft scheint. Wenig Energie verbraucht ein Haus, wenn wenig Energie verloren geht und die noch erforderliche Energie umweltfreundlich und effizient erzeugt und eingesetzt wird.
Wer bei der Dämmung spart, spart an der falschen Stelle und zahlt bei der Heizung schnell drauf.
Die ordentlich gedämmte Gebäudehülle trägt einen wichtigen Teil dazu bei. Ordentlich heißt dabei nicht gleich besonders dick! Wer neu baut, kann nicht nur bei Heizung und Technik auf den neusten Stand der Technik setzen, sondern auch beim Dämmen von der steten Weiterentwicklung der Baumaterialien profitieren. Geringere Dämmstoffstärken mit besserer Wirkung und spezielle Lösungen für im Boden befindliche Gebäudeteile, für von Regen, Schnee und Feuchtigkeit gepeinigte, flach geneigte Dächer, Terrassen und Balkone und für tückische Wärmebrücken sparen dabei auch an den üblichen Schwachstellen Energie. Bodenplatte, Wände, Decken und Dach sind langlebige Bauteile, die im Vergleich zur Heizung eine viel längere Nutzungsdauer und keine laufenden Wartungskosten haben, um für Wärme im Haus zu sorgen. Eine sinnvolle Planung zahlt sich hier schnell aus: Erst die Dämmung, dann die Heizung planen, damit kann man die Kosten für die unnötig große Heizanlage sparen.
Auf’s Gesamtpaket kommt’s an!
Viele Wege führen nach Rom. Genauso kann ein bestimmter KfW-Effizienzhaus-Standard auch über verschiedene Möglichkeiten erreicht werden. In Summe müssen allein die geforderten Werte erreicht werden. Zum einen der niedrige Energiebedarf für Heizung und Strom, zum anderen die möglichst geringen Energieverluste über die Gebäudehülle.
So muss ein Haus nicht mit einer Super-Komplettdämmung gänzlich von außen eingepackt werden. Das wissen viele nicht. Oft wird suggeriert, dass nur eine Komplettdämmung Sinn macht.
Bei einem Effizienzhaus muss vor allem das Gesamtpaket stimmen. Ob der Fokus nun mehr auf Erneuerbare Energien, auf moderner Heiz- und Lüftungstechnik oder der Dämmung liegt, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist: Je mehr Energie über die Außenbauteile verloren geht, desto mehr muss die Heizung leisten und dementsprechend größer fällt sie auch aus. Eine kompakte Gebäudeform ohne große Wärmebrücken minimiert z.B. die Verluste von vornherein. Eine Dämmung des Daches, der Bodenplatte und der Kellerwände im Neubau wird immer nötig sein, auch wenn Sie über Solarenergie kompensieren und auf gedämmte Wände verzichten wollen. Alles andere gehört einfach zum Bauen von gestern. Die Kosten sind hierführ vergleichsweise gering, die Einsparungen aber bei 45 Prozent vergleichsweise hoch.
Wer richtig plant, spart Kosten und Energie
Aus hier wollen wir nochmal auf die bereits erwähnte Untersuchung verweisen. Um die höheren Energiestandards zu erreichen, griffen die Architekturbüros bei der Planung der Modellgebäude auf einige Tricks zurück. Planungsentscheidungen, die Bau- und Energiekosten sparen. Etwa die Ausrichtung des Hauses. Ist die Giebelseite im Osten, kann die Dachfläche in Richtung Süden für eine thermische Solaranlage genutzt werden. Wird das Dach bis hoch in den Spitzboden gedämmt, können mittels Auf- oder Untersparrendämmung zusätzlich zur Zwischensparrendämmung höhere Dämmstandards realisiert werden. Weitere Knackpunkte liegen im Bodenniveau, als Schnittstelle von gedämmter Kellerdecke, Fassadendämmung und Perimeterdämmung, im Kellerabgang, bei Balkonen und Dachüberständen.
Alle Kosten im Blick behalten.
Die Baukosten entscheiden zumeist darüber, ob man sich den Traum vom Eigenheim erfüllen kann oder nicht. Damit das Haus auch nach Fertigstellung und Einzug hält, was es verspricht, lohnt es sich, die Energiekosten schon bei der Planung im Blick zu haben. Die fallen nämlich andauernd an. Ein Energiesparhaus spart dementsprechend kontinuierlich Energie und Kosten. Mit weniger Energiekosten lässt sich die Finanzierung nach und nach leichter abbezahlen. Zudem gibt der Staat für Effizienzhäuser einen Zinsbonus über einen günstigen KfW-Kredit zum Hausbau dazu. Für die Effizienzhäuser 55 und 40 räumt die KfW sogar einen zusätzlichen Tilgungszuschuss ein. 2.500 Euro bzw. 5.000 Euro des Kredits werden erlassen und brauchen so nicht zurückgezahlt werden. Mehr zum Förderprogramm: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/Finanzierungsangebote/Energieeffizient-Bauen-%28153%29/
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