Ideen für Haus und Garten lassen sich schon mal auf einem Spaziergang durchs Quartier finden. Beim Gründach wird die Suche nach Anregungen da schon schwieriger. Mal eben jemanden aufs Dach steigen? Zudem ist ein Gründach von unten kaum wahrnehmbar – was die meisten Dachgärtner auch schätzen. Dabei würde es sich durchaus lohnen. Vor allem in Städten entstehen immer mehr „Grüne Inseln in luftiger Höhe“. Im gleichnamigen Artikel stellt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zwei Bücher vor, die ungeahnte Ein- und Ausblicke gewähren. „Über der Stadt entstehen lebendige Orte, an denen Kinder spielen, im Freien gefrühstückt und Gemüse gezogen wird. Zwei neue Bücher zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind“, heißt es weiter.
„Über den Dächern. Die schönsten Gärten und Terrassen“
von Ashley Penn, Verlag teNeues, Kempen 2016
35 Dachgärten und Dachterrassen werden vom britischen Landschaftsarchitekten Ashley Penn vorgestellt. Gebaute Beispiele in Sydney, Ho-Chi-Minh-Stadt, Toronto und New York. Zum einen extensiv begrünte Dachflächen, die sich auf nahezu jedem Bestandsdach anlegen lassen und so pflege- und bewässerungsarm einen neuen Lebensraum für Insekten und Vögel bieten. Zum anderen intensiv begrünte Dächer mit Zier- und Nutzpflanzen bis hin zu Sträuchern und Bäumen – die zugegebenermaßen auch ein gewisses gärtnerisches Geschick der Eigentümer voraussetzen.
„Rooftops. Islands in the Sky“
Von Boyoun Kim und Philip Jodidio, Taschen Verlag, Köln 2016
Jodidio setzt seinen Schwerpunkt auf das belebte Dach und „zeigt nicht nur Privatgärten, sondern auch die Außenbereiche von Bars und Restaurants. Während Penn in die stillen Oasen in der Höhe entführt, präsentiert Jodidio vor allem die spektakulären Projekte – unter anderem von namenhaften Architekten wie Frank O. Gehry, Zaha Hadid oder Norman Foster“ so die FAZ. Neben internationalen Projekten wie dem Skypark in Singapur, der drei Hoteltürme miteinander verbindet und Platz für über 250 Bäume, bis zu 3.900 Besucher und einen 50-Meter-Pool bietet oder dem „Bosco Verticale“ mit seinen mit über 10.000 Quadratmeter „bewaldeten“ Fassaden in der City von Mailand wird auch ein deutsches Projekt beleuchtet: Der Fichtebunker in Berlin.
Auf dem Dach des ausgedienten Gasometers wurden 13 Häuser mit Dachgärten strahlenförmig angeordnet. Hinter großflächigen Verglasungen, Stahl, Aluminium-Sonnenschutz und grauem Wärmeputz verbergen sich 150 bis 300 Quadratmeter große Eigentumswohnungen mit individuellen Grundrissen der Eigentümer. Zu jeder Wohnung gehört ein privater Garten mit einer Größe von 68 bis zu 170 Quadratmetern vom Haus bis hin zum Dachrand.
Mehr zum Fichtebunker unter www.dbz.de/artikel/dbz_Neues_Leben_auf_und_um_den_Bunker_Circle_House_Berlin-Kreuzberg_1177810.html
Umkehrdach – schön und sinnvoll zugleich
Egal ob extensives Gründach, Dachgarten oder Dachterrasse – sowohl im Neubau als auch bei Modernisierungsvorhaben hat sich das Umkehrdach in den letzten Jahren mehr als bewährt. Alte Flachdächer im Bestand sind zumeist wartungsintensiv. Defekte Abdichtungen, Feuchigkeitsleckagen und hohe Energiekosten halten die Hauseigentümer immer wieder auf Trab. Beim Umkehrdach wird die wichtige Dachabdichtung durch die darüber liegende Dämmung geschützt, vor Witterung, Sonneneinstrahlung, Frost und äußeren Einwirkungen. Die Lebensdauer des Daches verlängert sich so auf bis zu 50 Jahre. Die druckfesten und feuchtigkeitsunempfindlichen Dämmplatten (z.B. XPS) sind leicht zu verlegen und dienen als ideale Grundlage für Dachaufbauten aller Art, etwa für Kies, Dachterrassen aus Steinplatten oder Holzbohlen und auch für den mehrschichtigen Gründachaufbau mit Vlies, Substratschicht und Pflanzen. Bewohner können sich so nicht nur über den neu gewonnenen Lebensraum auf dem Dach freuen, sondern auch über die dadurch im Haus eingesparte Heizenergie.
Zuschüsse fürs Gründach nutzen
Da auch die Städte von Gründächern im Stadtgebiet profitieren, gibt es Förderprogramme. Denn je mehr Gründächer in dicht bebauten Stadtquartieren, desto weniger heizen sich die Innenstädte im Sommer auf. Desto mehr Regen nehmen die Gründächer auf, geben es nach und nach wieder an die Umwelt ab und verhindern so die Überlastung der Kanalisation und drohende Überschwemmungen. Und desto mehr Tiere, nützliche Vögel und Insekten ziehen ins Stadtgebiet ein. Das alles lassen sich die Kommunen auch etwas kosten. Sie beteiligen sich mit Zuschüssen an den Bau- und Modernisierungskosten. Nicht nur Hamburg, Stuttgart, Hannover oder Mannheim, auch kleine Kommunen. Es lohnt sich, die Fördermöglichkeiten vorab abzuklären, etwa über eine Online-Förderdatenbank wie www.foerderdata.de. Mitunter gibt es bei der Stadt auch zusätzliche Informationen zur Planung, zu Kosten, zu bereits umgesetzten Gründachprojekten in der Stadt oder zu ortsansässigen Fachleuten.
zum FAZ-Beitrag: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/grossstadtgaerten-gruene-inseln-in-luftiger-hoehe-14518113.html