Glasfassaden als unterschätzte Gefahr für Vögel

Stiftung Naturschutz Berlin und BUND Berlin veröffentlichen Status Quo Bericht zum Thema Vogelschutz und Glasarchitektur in Berlin

Glas und Vogelschlag

Glasarchitektur mit Nebenwirkungen
Foto: Barbara Eckholdt / pixelio.de

Der Trend zu Glasfassaden ist ungebrochen. Wenn in Berlin neu gebaut wird, dann häufig mit großflächigen Glaselementen. Transparente und spiegelnde Gebäude, große Glasfassaden, Schallschutzwände und zahllose kleinere Strukturen wie gläserne Wartehäuschen, Verbindungsgänge usw. sind im gesamten Stadtgebiet Berlins zu finden. Oft aus einfachen Entscheidungen heraus getroffen: Moderne, offene Bauweise, maximaler Tageslichteinfall, architektonische Gestaltung oder städtebauliche Beweggründe – welche Gefahren das für Vögel birgt, wird oft zu spät erkannt. Denn es gibt da ein Problem mit dem Vogelschlag. Vögel nehmen transparentes und spiegelndes Glas nicht als Hindernis wahr.

Jährlich sind bis zu 10 Prozent unserer Vögel betroffen

Dass dieses Problem von Planern, Investoren und Bauherren ernst genommen werden sollte, zeigt eine aktuelle Hochrechnung der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW). Demnach kollidieren in Deutschland rund 100 bis 115 Millionen Vögel pro Jahr mit Glasflächen tödlich. Das entspricht etwa fünf bis zehn Prozent aller im Jahresverlauf in Deutschland vorkommenden Vögel. Betroffen sind alle Vogelarten, unabhängig von Gesundheitszustand und Alter, Brutvögel ebenso wie durchziehende Vögel und Wintergäste. Während der Brutzeit bedeutet der Tod eines Elternteils nicht selten das Ende einer gesamten Brut. Transparente oder spiegelnde Glasflächen sind daher ein bedeutender und bislang weit unterschätzter Gefährdungsfaktor für Vögel mit großer Relevanz für den Artenschutz.

 

Was tun? Komplett auf Glas verzichten?

Besonders Eckverglasungen sowie Glasflächen in unmittelbarer Nähe zu Büschen und Bäumen, Grünanlagen, Waldrändern oder auch Flüssen steigern die Gefahr des Vogelanpralls um ein Vielfaches. Lochfassaden mit »normalen« Fenstergrößen sind zumeist wenig problematisch. Im Optimalfall werden Vogelschutzmaßnahmen an großen Glasflächen schon von Anfang an in ein Projekt eingeplant oder aufgrund eines vorausgehenden Umweltgutachtens frühzeitige Auflagen festgelegt. Und auch nachträglich kann Abhilfe geschaffen werden. Zum Beispiel versah das Bundesministerium für Bildung und Forschung am Berliner Kapelle-Ufer seine gläsernen Verbindungsgänge mit einem Vogelschutzmuster. Zusätzlich wird auf die nächtliche Beleuchtung der begrünten Innenhöfe verzichtet um keine Vögel und Insekten anzulocken.

 

Broschüre „Vogelschutz und Glasarchitektur im Stadtraum Berlin“

Status Quo Bericht zum  Thema Vogelschutz und Glasarchitektur in Berlin

Status Quo Bericht zum Thema Vogelschutz und Glasarchitektur in Berlin

Mit Unterstützung der Stiftung Naturschutz Berlin hat der BUND Berlin nun einen Status Quo Bericht zum  Thema Vogelschutz und Glasarchitektur in Berlin erstellt. Claudia Wegworth, Expertin für Vogelschutz beim BUND und beim Aamulintu e.V., hat viele Jahre zum Thema Vogelschlag recherchiert und stellt ihre aktuellen Befunde dar.

Kostenloser Download unter
https://www.bund-berlin.de/service/publikationen/detail/publication/vogelschlag/

Ein Kommentar zu “Glasfassaden als unterschätzte Gefahr für Vögel

  1. In der Behalterglasindustrie stellt Altglas mittlerweile die wichtigste Rohstoffkomponente dar. Eine Tonne Altglas darf jedoch nicht mehr als 25 g an Keramik, Steinen und Porzellan (KSP-Fraktion) enthalten und maximal 5 g an Nichteisenmetallen wie Aluminium. Zudem sind Grenzwerte fur Eisenmetalle und fur organische Bestandteile wie Kunststoffe und Papier zu unterschreiten. Besonders wichtig ist die Farbreinheit der Altglasscherben. Um wei?es Behalterglas herzustellen, ist bei einer Altglasscherbenzugabe von 50 % eine Farbreinheit von 99,7 % erforderlich. Der Fehlfarbenanteil im Braunglas darf die 8 %-Marke nicht uberschreiten. Lediglich grunes Glas lasst einen Fehlfarbenanteil von bis zu 15 % zu.

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