Wohnungsbau – die Kostentreiber

Teurer Wohnungsbau

Foto: Kurt Michel – www.pixelio.de

Die Baupreise in Deutschland stiegen von 2000 bis 2014 um satte 27 % an. Das entspricht in etwa auch dem Anstieg der Lebensunterhaltungskosten mit 25 %.

Nimmt man allerdings alles zusammen, also auch die Kosten fürs Grundstück, für Planung und Genehmigung und dafür, alle steuer- und baurechtlichen Vorgaben zu erfüllen, sind die Kosten für den Neubau von Mehrfamilienhäusern in Deutschland seit 2000 um unglaubliche 40 % gestiegen.

Warum wird Bauen immer teurer?

Die wichtigen Verbände des Wohnungsbaus haben die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) und Baurechts-Experten mit einer Kostenanalyse beauftragt. Das Ergebnis: Die Studie “Kostentreiber für den Wohnungsbau”. Die legt die Kostentreiber beim Wohnungsbau detailliert offen und zeigt die entscheidenden Preissteigerungen seit 2000.

Anhand eines Muster-Mehrfamilienhauses wird nachgewiesen, dass die Neubau-Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche von 2.209 Euro im Jahr 2000 auf 3.080 Euro in 2014 gestiegen sind. Die Gestehungs- und Bauwerkskosten stiegen dabei deutlich schneller als die Baupreise. Schuld daran sind vier zentrale Kostentreiber:

  1. die Bauwerks-und Planungskosten
  2. die steuerlichen und baurechtliche Vorgaben
  3. die Baulandkosten
  4. die Auflagen von Kommunen

Demnach schlagen vor allem die gestiegenen Qualitätsansprüche und ordnungsrechtlichen Vorgaben, Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Standsicherheit, Brand- und Schallschutz etc. zu Buche. Der Kostenanstieg im Bereich der Baulandpreise, der Steuer- und Gebührensätze sowie der Abschreibungsmöglichkeiten trägt sein Übriges dazu bei.

Kosten für umweltbewusstes Bauen

Spontan denken viele sicherlich, höhere Dämmstandards und teurere Heizung sind der Kostentreiber Nr. 1.  Doch die sind nur ein Teil, im Verhältnis zum ganzen Neubau sogar ein kleiner Teil. Dazu noch ein nicht so unwesentlicher mit großer Wirkung für Umwelt, Klima und Wohnkomfort. Wenn man bedenkt: Die Energieeinsparverordnung (EnEV) wurde seit 2000 viermal novelliert. Immer höhere Anforderungen ließen die Kosten um 6,5 % ansteigen. Mit der bald kommenden nächsten Novellierung in 2016 verursacht dies weitere 7,3 %.

Schaut man sich Dämmung und Heizung bei der prozentualen Aufteilung der Rohbau- und Ausbaukosten genauer an, machten die Kosten für Dämmarbeiten im Jahr 2000 5,1 %  aus, im Jahr 2014 5,5 %. Damit stiegen die Kosten in 14 Jahren um lediglich 0,4 %.

Bei den Gewerken, die im Zusammenhang mit der technischen Gebäudeausstattung stehen, war durch die verschärften gesetzlichen technischen Anforderungen in den letzten Jahren ein überdurchschnittlicher Preis- und Kostenanstieg zu verzeichnen.  Der Kostenanteil für die Heizung stieg im selben Zeitraum von 3,7 % auf 6,2 %, Be- und Entlüftungsanlagen kommen 2014 mit 1,9 % zu den Kosten hinzu.

Auch für Küchen und Bäder wird mehr ausgegeben.

Die Auswertung der erhöhten Kosten in diesem Bereich sind zum großen Teil auf eine bessere Qualität zurückzuführen. Vor allem die sonst kleinen Basis- und Standardbäder profitieren von den höheren Anforderungs- und Qualitätsansprüchen an Badgröße, mehr Bewegungsflächen, hochwertige Fliesen und einer bodengleichen Dusche.

Warum wird Bauen immer teurer

Kostentreiber im Wohnungsbau ARGE e.V.

Wer hätte das gedacht:

Eine Vielzahl kommunaler Auflagen verstärkt den Teuerungsprozess zusätzlich. Summa summarum verursachen ordnungsrechtliche Vorgaben, kommunale Auflagen, Gebühren und Steuern mittlerweile über 24.000 Euro Mehrkosten je Neubauwohnung.
Speziell in Ballungsgebieten mit ansteigendem Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum führt das zur  weiteren Verschärfung der angespannten Wohnungsmarktsituation.

Geht es nach der Politik sollen jährlich 250.000 bis 300.000 Wohnungen in Deutschland gebaut werden. Dazu muss man allerdings die Kostentreiber in den Griff bekommen und im Allgemeinen die Rahmenbedingungen für das Bauen verbessern. Bauministerin Barbara Hendricks wurde die Studie persönlich übergeben. Mal schauen, was sie und ihre Kollegen der Baukostensenkungskommission aus dieser Hilfestellung machen.

Weitere Infos zu Studie hat der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. (GdW) zusammengestellt: http://web.gdw.de/pressecenter/pressemeldungen/2679-kostentreiber-im-visier-was-den-neubau-so-teuer-macht-wohnungsbautag-2015

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