Kostentreiber für energieeffizientes Bauen

Bessere Dämmstandards bei gleichbleibenden Kosten stellen die steigenden Baukosten der Gebäudetechnik in den Schatten

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Wo verstecken sich die Preistreiber im energieeffizienten Neubau? Foto: © Michael Grabscheit – www.pixelio.de

Verschärfte gesetzliche Anforderungen an Energieeffizienz und Dämmung sind schuld daran, dass energieeffizientes Bauen immer teurer wird. So heißt es zumindest allenthalben. Doch was ist dran? Dem ist die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) nachgegangen und hat die Kosten für unterschiedliche energetische Standards untersucht. Dafür hat die ARGE die Preis- und Kostenentwicklung für Roh- und Ausbau der vergangenen 16 Jahre sowie für die unterschiedlichen Energieeffizienzstandards von Wohngebäuden analysiert.

Teurere Heizung – gleiche Kosten für die Dämmung

Die wichtigsten Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Wir schauen uns das mal an:
Laut der ARGE sind tatsächlich sehr hohe Kostensteigerungen durch verschärfte energetische Standards entstanden. Besonders die Gebäude- und Anlagentechnik nimmt einen immer höheren Anteil an den Baukosten ein. Hingegen sind im selben Zeitraum die Kosten für die Gebäudedämmung gleich geblieben. Zu diesem Ergebnis kam die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen bereits bei einer Untersuchung im Jahr 2015. Wir berichteten darüber. Die ARGE machte Bauwerks- und Planungskosten, steuerliche und baurechtliche Vorgaben, gestiegene Kosten für Bauland sowie kommunale Auflagen als Kostentreiber für den Wohnungsbau aus.

Baukosten durch eine bessere Planung der Dämmung einsparen

Was sind also die Kostentreiber? Die energetischen Standards? Jein: Technik ja, bei der Dämmung aber nein.  Steigende Kosten für die Gebäudetechnik stehen dem über Jahre hinweg konstantem Kostenniveau für die Wärmedämmung gegenüber. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass sich mit einer genaueren Planung der Gebäudedämmung die Kosten im Wohnungsbau reduzieren ließen, wenn sie für die Anlagentechnik gesenkt werden können. Durch einen sehr guten Dämmstandard lassen sich die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (ENEV) oftmals mit einer viel kleiner dimensionierten haustechnischen Ausstattung erreichen. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Heizenergie im Haus verbleibt, umso geringer sind Energiebedarf und Energieverbrauch. Die teure Heizungsanlage könnte so oftmals wesentlich kleiner ausfallen. Ein Sparkurs bei der Wärmedämmung hingegen erfordert den Einsatz eines sehr innovativen Heiz- und Lüftungskonzeptes, das zum Erreichen der Energiestandards mit Eigenstromverbrauch betrieben, um weitere Anlagen zu Stromerzeugung und Speicherung ergänzt werden muss.

Von der Bodenplatte bis zum Dach

Und auch der Blick über den Tellerrand ist aufschlussreich. Betrachtet man die Kosten über die Bauphase hinweg, sind hohe energetischen Standards und vor allem gute Dämmstandards zukünftig sogar der Schlüssel für möglichst geringe Bau- und Bauunterhaltskosten. Nach dem „Einbau“ spart eine Dämmung fortan Energiekosten, wieviel entscheidet sich in Planung und Bau. Etwa eine optimal gedämmte Bodenplatte funktioniert ein Hausleben lang. Wer hier den Rotstift ansetzt, kann später nicht nachbessern. Die Heiz- und Haustechnik hingegen ist wartungsintensiv und kann bzw. muss nach spätestens ca. 20 Jahren wieder komplett erneuert werden.

Auch beim Dach kann man an der Kostenschraube drehen. In vielen Kommunen muss Niederschlagswassergebühr oder ein Ausgleich zur Flächenversiegelung gezahlt werden. Auch hier lassen sich die Kosten senken, insbesondere die laufenden, wie beim Regenwasser. Es lohnt sich über ein Flachdach, vielleicht sogar ein Gründach, nachzudenken. Ein Flachdach als Gründach zu nutzen ist energieeffizient und ökologisch zugleich und wirkt sich mittel bis langfristig positiv auf die laufenden Kosten aus. Die geringere Dachfläche schlägt sich unmittelbar in den Material- und Baukosten nieder. Das Fraunhoferinstitut hat berechnet: Bei einem als Umkehrdach konzipierten Gründach schützt eine obenliegende Wärmedämmung die sensible Dachhaut über 40 Jahre hinweg.  Das ist doppelt so lange wie bei einem konventionellen Flachdach. Hier ist die sensible und wichtige Dachhaut permanent Wind, Wetter und Temperaturschwankungen ausgesetzt. Wiederkehrende Reparaturarbeiten sind so nur eine Frage der Zeit.

Eine gute Planung ist das A und O der Baukostenreduzierung

Wer die Baukosten im Rahmen halten will, muss richtig planen. Das ist nicht nur bei der Dämmung so. Ein optimaler Grundriss, zugeschnitten auf den tatsächlich benötigten Bedarf, senkt die Baukosten am effektivsten. Jeder Quadratmeter kostet dreimal: Beim Bau, beim Unterhalt und dauernd bei den Energiekosten. Neben der Frage: Wieviel Haus brauche ich wirklich, sparen eine kompakte Bauweise und damit ein vernünftiges Verhältnis der Außenwände zum Wohnraum, eine einfache Statik und die richtige Materialauswahl viel Geld. Fenster an der richtigen Stelle sorgen für einen hellen Wohnraum, der gleichzeitig größer wirkt und sparen Strom für die Beleuchtung. Teuer hingegen werden Extras wie Dachgauben oder Einzelanfertigungen in der Ausstattung von Bad und Küche. Mit einer sorgfältig, luftdicht und wärmebrückenfrei ausgeführten Konstruktion aller Bauteile bleibt die Energie von vorn herein im Haus. Die Bodenplatte bzw. der Keller und das Dach werden hier zu Unrecht oft stiefmütterlich behandelt, denn sie sparen den Großteil der Heizenergie. Für den Neubau besonders effizienter Wohnhäuser können nicht zuletzt staatliche Förderkredite genutzt und so zusätzlich Zinsen gespart werden.

Die Untersuchungsergebnisse im Detail

Die Ergebnisse zur Untersuchung der Preis- und Kostenentwicklung für Roh- und Ausbau im energieeffizienten Wohnungsbau im Überblick:

  1. Kostenanteil von Dämmung sinkt mit höheren Effizienzstandards drastisch
  • Der Anteil der Dämmkosten (Material und Arbeit) an den Gesamtkosten für energetische Maßnahmen ist zwischen 2000 und 2016 stetig und deutlich gesunken – von 20,8 Prozent für die Effizienzstandards der EnEV 2002 auf 13,7 Prozent für den heutigen EnEV 2016 Standard.
  • Insgesamt haben höhere Effizienzstandards der Energieeinsparverordnungen (EnEV) zwischen 2000 bis heute zu zusätzlichen Baukosten von 182 €/m2 Wohnfläche geführt. Davon entfallen für den heutigen EnEV 2016 Standard nur 25 Euro auf Dämmarbeiten (13,7 Prozent).
  1. Dämmung wirkt dämpfend auf Baupreise
  • Die Preise für Dämmarbeiten (Material und Arbeitskosten) sind zwischen dem 1. Quartal 2000 bis zum 1. Quartal 2016 weniger stark gestiegen als die Baukosten insgesamt.
  • Die vergleichsweise unterdurchschnittliche Preisentwicklung für Dämmarbeiten hat damit einen dämpfenden Einfluss auf die allgemeinen Baupreise.
  • Im Gegensatz zu anderen Gewerken mit überdurchschnittlichen Preisentwicklungen tragen die Dämmarbeiten vielmehr zu einer Stabilisierung des heutigen Baupreisniveaus bei.
  • Insgesamt folgte die Steigerungsrate für Dämmarbeiten lediglich der allgemeinen Teuerungsrate.
  1. Baukosten werden immer stärker durch Kosten für den Ausbau bestimmt
  • Während im Jahr 2000 noch 53,7 Prozent der gesamten Baukosten auf Rohbauarbeiten fielen, ist dieser Anteil auf heute nur noch 45,4 Prozent gesunken. Zu den Rohbauarbeiten gehören neben Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten auch die Dämmarbeiten.
  • Der überwiegende Teil der Gesamtkosten eines Bauwerks wird nun mit 54,6 Prozent von den Ausbaukosten bestimmt. Diese Tendenz wird sich bei weiter steigenden energetischen Anforderungen fortsetzen.
  • Insbesondere die Ausbaugewerke haben damit einen zunehmenden Anteil an den Baukostensteigerungen. Dabei nimmt laut Studie besonders die Anlagentechnik einen immer höheren Stellenwert ein.

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5 Kommentare zu “Kostentreiber für energieeffizientes Bauen

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  3. Dankbar für die Anregung! Die Dämmung braucht mein zukünftiges Haus, weil es ein Altbau ist. Durch solche Investition erwarte ich die Möglichkeit, die Ausgaben zu sparen. Für die Winterzeit wäre es eine Unterstützung.

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